Lange bevor der erste Pinselstrich getan wird, beginnt die Arbeit der Rottenburger Häsmaler. Zwar dürfen und sollen die einzelnen Ahlandhäs‘ im Detail variieren und können gerne auch kleine Eigenheiten beinhalten. Grundsätzlich sollten aber der Häsordnung entsprechend die verwendeten Motive einheitlich sein. Um das sicherzustellen sind Schablonen vonnöten, die die auszumalenden Umrisse auf jedem Häs originalgetreu widergeben. Wir nennen das „Pausen“.
Anfertigen der Pausvorlagen
Zunächst werden die Umrisse der Motive auf ausreichend große Planpapierbögen aufgebracht. Früher geschah dies aufwendig per Hand als Strichzeichnung, heute werden hierfür meist xerografische Reproduktionstechniken (also der altbekannte Fotokopierer) verwendet. Die so aufgebrachten, schwarzen Linien werden nun in Kleinarbeit mit einer Nadel im Abstand von nur wenigen Millimetern eingestochen. Hält man die Schablone später gegen das Licht, sieht man also das ausgestochene Bild in Form von unzähligen kleinen Lichtpunkten. Die Qualität dieser Arbeit ist von maßgeblicher Bedeutung, da eine so erstellte Pausvorlage für mehrere Ahlandanzüge verwendet wird und die Grundlage für das spätere Motiv ist.
Pausen
Das Ahlandhäs ist im Grunde nichts weiter als ein Maleranzug, also eine weiße Latzhose mit zugehöriger Jacke. Im nächsten Schritt werden nun pro Motiv die jeweiligen Pausvorlagen auf das Kleidungsstück aufgelegt. Durch die kleinen Löcher erscheint der weiße Stoff des Untergrunds. Nachdem die Vorlage korrekt platziert wurde, wird ein Schwamm in Kohlestaub eingetaucht und schließlich gleichmäßig über die Schablone gestrichen. Das feine, tiefschwarze Pulver dringt dabei nur an jenen Stellen auf das darunter liegende Kleindungsstück, wo sich in der Vorlage ein kleines Loch befindet. Das Ergebnis ist ein schwarzes Umrissbild, bestehend aus unzähligen kleinen Punkten. Diese werden nun mit einem speziellen Stoffmalstift miteinander verbunden. Wir nennen diesen Vorgang „Ausziehen“.
Ausmalen
Bis zu diesem Punkt ging es bei der Häsbemalung überwiegend um „bloßes Handwerk“. Die eigentliche Kunst beginnt schließlich beim Ausmalen der aufgebrachten Strichmotive. Der Anspruch war und ist, dass ein Ahlandhäs weit mehr sein soll, als ein simples Bild getreu dem Motto „Malen nach Zahlen“. Mit speziellen Stofffarben wird möglichst naturgetreu schattiert und somit Tiefe geschaffen. Trauben sollen rund wirken, die Gewänder der Hofdamen sollen Falten werfen, selbst die nur angedeuteten Neckarwellen und das Stadtwappen sollen räumlich wirken. Durch die intensive Betreuung der Malhelfer gelingt fast jedem Kursteilnehmer (wohlgemerkt Laien!), die notwendigen Maltechniken zu erlernen und letztlich den hochgesteckten Anspruch zu erfüllen.